Sonntag, 20. November 2011

Privilegien und Vorteile in der Wettbewerbsgesellschaft

Gerade eben im Radio gehört. Die Privilegien der Beamten: Altersteilzeit und eine Stunde weniger arbeiten. Aber das, was den Menschen von Vorteil ist, sollte für alle Menschen möglich sein. Heute ist es so, dass jede Lobby für sich selbst versucht, das Beste rauszuholen. Das geht dann über gesetzliche Regelungen und Vereinbarungen.

Dieser Kampf ums Überleben, um finanzielle Vorteile und Absicherungen, wird gegeneinander geführt, da wir uns als Konkurrenten sehen, und Vorteile für die Lebensgestaltung und Lebensmöglichkeiten scheinbar knapp sind. Diese Konkurrenzsituation gegeneinander macht die Menschen hartherzig und böse. Ein ruppiger Wettstreit findet unter uns statt und die Contenance geht dabei flöten. Manch' einer dreht durch und es gibt Mord und Totschlag, weil man im Wettlauf um die Pfründe nicht mithalten kann. Es bleiben dann nur noch unehrenhafte Methoden, um trotzdem zum Ziel zu kommen. Betrug, Korruption, Hinterziehung, weil man auch "haben" will.

In dieser verrohten Gesellschaft werden nachts oder bereits am Tag bevorzugt Frauen, alte Frauen überfallen und ihnen die Handtasche geraubt. Alte, Schwache und Wehrlose überfallen. Fast täglich liest man diese Meldungen. Die seit Jahrzehnten, gerade in Westdeutschland so stolz gepflegte Wettbewerbsgesellschaft hat doch üble Nebeneffekte.

Bei Sportwettbewerben steigen nur die drei Besten aufs Treppchen und da wird auch nur der 1. Platz wirklich wichtig genommen, und die Leistungen der anderen Menschen sind ausgeblendet. Im Sport bedeutet das, dass der Siebt-Platzierte vielleicht hundertstel Sekunden "langsamer" ist. Und schon ist er weniger wert.

Dass in der Gesellschaft, in ihrem Bereich, alle Menschen zum Gelingen des Gemeinwesens beitragen, wird in der Wettbewerbsgesellschaft verdrängt. Nur vorne stehen, im Rampenlicht, ist scheinbar bedeutsam. Was aber ganz und gar nicht der Realität des Menschseins entspricht.

Ein Bedingungsloses Grundeinkommen (bGE) würde das schaffen, was in unseren auf Wirtschaft und Kapital, aber nicht auf die Achtung der Menschenwürde ausgerichteten westlichen Gesellschaftsformen all zulange ausgeblendet wurde: Alle Menschen in einer Gesellschaft sind wichtig. Weil sie Menschen sind.

Dieser Aspekt ist zumindest formell in den sozialistischen Gesellschaften hochgehalten worden, auch wenn auch da die Realität etwas anderes zeigte. Das bGE würde offenbaren, dass wir trotz allen Wettbewerbsgehabe einfach nur Menschen sind und allein dadurch einen angemessenen Umgang untereinander beanspruchen dürfen. Dass wir das lernen müssen, diesen angemessenen Umgang, ist durch die Verrohung bedingt, die ich eingangs angesprochen habe, und allgemein durch die in uns Menschen noch drinsteckende Instinkte aus vergangenen Jahrhunderten: Das Leben bestehe man nur im Kampf um die Ressourcen, gegeneinander. Dagegen ist die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommen meiner Meinung nach elementar mit den Grundrechten, mit den Menschenrechten verknüpft. Existenzielle Sicherheit schafft Menschenwürde.

Und ebenfalls kürzlich hörte ich einen Beitrag im DLF über die bevorstehenden Wahlen in der Republik Kongo. Die Menschen wüssten nicht wen sie wählen sollen. Egal wer dran käme, es würde sich eh nichts ändern. Das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Haben wir in diese Länder unser ach so gutes parlamentarisches Staatssystem exportiert? Und die Idee, durch freie Wahlen würde die Demokratie verwirklicht, würde etwas Gutes erreicht?

Demokratie, freie Wahlen, Parlamente, sorgen nicht dafür, dass es den Menschen besser geht, gut geht. Wahlen sind eine moderne Form von Lobbyarbeit. Wer an die Macht kommt, sorgt für die eigene Gruppe zu erst. Sorgt für sich. Die anderen, die Wahlverlierer, kommen, wenn überhaupt, zuletzt dran, wenn es um die Verteilung der Landes-Wertschöpfung geht, wenn es um die Verteilung von existenzsichernden Gütern geht. Parlamentarische Demokratie hat nichts mit Brüderlichkeit der Menschen untereinander zu tun. Denn Parteien und Wahlen sind in keinem Land notwendig, um festzustellen, dass alle Menschen versorgt sein müssen. Dazu genügt der gesunde Menschenverstand. Die Versorgung der Bevölkerung mit existenziell notwendigen Gütern muss organisiert werden. Die Menschen müssen sich untereinander absprechen und die notwendigen Handlungen vollziehen.

Für die Republik Kongo würde das bedeuten, dass man nicht irgendwelche Parteien wählen müsste, um das Gemeinwesen zu gestalten, sondern die Menschen müssten sich umschauen, wem geht es am schlechtesten, um diejenigen kümmern wir uns zuerst. Was ist in einer Gesellschaft immer wichtig, Bildung, Gesundheit, langfristig stabile Lebensbedingungen. Alle wären dazu aufgerufen bei der Bewältigung dieser Aufgaben mitzuwirken, beizutragen und die Versorgung aller zu organisieren. Wahlen und Parteien sind dabei nicht notwendig.