Samstag, 18. Februar 2012

Das negative Menschenbild in den Gesellschaften


Götz Werner meint, man würde über eine Grundeinkommen-Diskussion sehr schnell mit dem Menschenbild seiner Mitbürger konfrontiert. Ja, tatsächlich ist es so. Die Zweifler am bGE kommen sehr schnell an den Punkt, festzustellen, dass zu viel von der Mitwirkung der Mitmenschen abhängig ist und sie deshalb (vorerst) lieber Abstand nehmen, von einer Zustimmung zu einem Bedingungslosen Grundeinkommen (bGE). Die mangelnde Mitwirkung wird entweder den eigentlichen Adressaten eines bGE unterstellt, den Armen, seien sie nun Arbeitslosengeld-, Hartz4-Bezieher oder prekär Beschäftigte oder den "Reichen". Die Armen wollen womöglich gar nicht in der Gesellschaft positiv mitwirken, seien eher Störenfriede, die, bei einem bGE in der Tasche, die noch arbeitenden Mitmenschen zu verhöhnen versuchen.

Und es gibt die Menschen mit einem negativen Menschenbild, die sich die andere Gruppe als "unsichere Kandidaten" in der Gesellschaft herausdeuten. Für sie sind die Unternehmer, das Kapital, die "Superreichen" ein rotes Tuch, Störenfriede, Egoisten, die ein gedeihliches Zusammenleben der Menschen unmöglich machen. Ja sie empfehlen bisweilen, zuerst müsse der "Lohnarbeiter" sich aus der Knechtschaft des "Kapitals" befreien, bevor irgendwelche heilsamen Situationen für die "Arbeiterklasse" überhaupt denkbar seien. Das bGE könne sogar eine perfide Täuschung durch die herrschende Klasse sein und danach ist es nicht mehr weit, zu behaupten, manche Protagonisten der bGE-Bewegung seien unehrlich.
Diese Unternehmer-Skeptiker gibt es auch in der bGE-Bewegung. Dass sich Unternehmer für das bGE starkmachen, würde doch eher darauf hinweisen, dass mit dem bGE etwas nicht stimmt. Vielleicht eine Falle, eine Täuschung? Dann doch besser bei Marx bleiben.

Gemeinschaft funktioniert nur durch gemeinschaftliches Handeln. Die Nazis haben ihre Mitmenschen gezwungen, das zu tun, was diese als Herrscher als gemeinschaftliches Handeln für richtig hielten. Ist dieser Ansatz aber nicht immer noch gültig. Die Mitmenschen zwingen zu wollen, dieses oder jenes zu tun, weil es für die Gesellschaft, weil es innerhalb der Gesellschaft für richtig gedacht ist? Sind wir wirklich so weit weg vom totalitären System? Was ist Hartz4, die Arbeitslosen-Schikaniere anderes, als ein Zwangsarbeitersystem und die Agenturen- und Center-Mitarbeiter sind die Kapos, die das faule Pack anschreien und existenziell bedrohen, wenn es nicht spurt. Und dieses Szenario soll angeblich von der Mehrheit der Bevölkerung gutgeheißen werden? Ich glaube es nicht. Dies wird behauptet, damit das Unterdrückungssystem nicht instabil wird.

Heute wollen wir den Griechen sagen und sie zwingen, das zu tun, was wir, die EU, die Weltwirtschaft, für richtig halten, sonst bekommen sie keine Existenzsicherung (darum geht es ja). Die Bedingungen seien halt so, man müsse so und so handeln, die Marktgesetze, wirtschaftlichen Zusammenhänge ließen nichts anderes zu. Die Unterwerfung dieses Volkes steht kurz bevor. Wer kommt als nächstes dran? Man möge bloß nicht glauben, dass wir verschont sind. Aber wo sind die Machthaber. Sind sie lokal zu verorten. Oder global verteilt am Werk. Oder sind wir es selbst, die dieses Unglück inszenieren?

Eigentlich sind bGE-Kritiker und Unternehmer-Skeptiker Unterstützer dieser herrschenden Ideologie. Denn sie behaupten, eine freie, aus eigenem Antrieb gemeinschaftlich gestaltete Welt würde es nicht geben können. Da wäre der Egoismus der Menschen davor. Der Schritt d a n n aber, weil es eben nicht anders geht, durch totalitäre Strukturen, von oben her, mit "sanfter Gewalt" wieder für Ordnung zu sorgen, ist nicht weit. Und so schließt sich der Kreis des Unveränderlichen. Zumindest für die, die keine freien und sozial veranlagte Menschen sich denken können, die eine funktionierende Gesellschaft ermöglichen würden.