Götz Werner meint, man würde über
eine Grundeinkommen-Diskussion sehr schnell mit dem Menschenbild
seiner Mitbürger konfrontiert. Ja, tatsächlich ist es so. Die
Zweifler am bGE kommen sehr schnell an den Punkt, festzustellen, dass
zu viel von der Mitwirkung der Mitmenschen abhängig ist und sie
deshalb (vorerst) lieber Abstand nehmen, von einer Zustimmung zu
einem Bedingungslosen Grundeinkommen (bGE). Die mangelnde Mitwirkung
wird entweder den eigentlichen Adressaten eines bGE unterstellt, den
Armen, seien sie nun Arbeitslosengeld-, Hartz4-Bezieher oder prekär
Beschäftigte oder den "Reichen". Die Armen wollen
womöglich gar nicht in der Gesellschaft positiv mitwirken, seien
eher Störenfriede, die, bei einem bGE in der Tasche, die noch
arbeitenden Mitmenschen zu verhöhnen versuchen.
Und es gibt die Menschen mit einem
negativen Menschenbild, die sich die andere Gruppe als "unsichere
Kandidaten" in der Gesellschaft herausdeuten. Für sie sind die
Unternehmer, das Kapital, die "Superreichen" ein rotes
Tuch, Störenfriede, Egoisten, die ein gedeihliches Zusammenleben der
Menschen unmöglich machen. Ja sie empfehlen bisweilen, zuerst müsse
der "Lohnarbeiter" sich aus der Knechtschaft des "Kapitals"
befreien, bevor irgendwelche heilsamen Situationen für die
"Arbeiterklasse" überhaupt denkbar seien. Das bGE könne
sogar eine perfide Täuschung durch die herrschende Klasse sein und
danach ist es nicht mehr weit, zu behaupten, manche Protagonisten der
bGE-Bewegung seien unehrlich.
Diese Unternehmer-Skeptiker gibt es
auch in der bGE-Bewegung. Dass sich Unternehmer für das bGE
starkmachen, würde doch eher darauf hinweisen, dass mit dem bGE
etwas nicht stimmt. Vielleicht eine Falle, eine Täuschung? Dann doch
besser bei Marx bleiben.
Gemeinschaft funktioniert nur durch
gemeinschaftliches Handeln. Die Nazis haben ihre Mitmenschen
gezwungen, das zu tun, was diese als Herrscher als gemeinschaftliches
Handeln für richtig hielten. Ist dieser Ansatz aber nicht immer noch
gültig. Die Mitmenschen zwingen zu wollen, dieses oder jenes zu tun,
weil es für die Gesellschaft, weil es innerhalb der Gesellschaft für
richtig gedacht ist? Sind wir wirklich so weit weg vom totalitären
System? Was ist Hartz4, die Arbeitslosen-Schikaniere anderes, als ein
Zwangsarbeitersystem und die Agenturen- und Center-Mitarbeiter sind
die Kapos, die das faule Pack anschreien und existenziell bedrohen,
wenn es nicht spurt. Und dieses Szenario soll angeblich von der
Mehrheit der Bevölkerung gutgeheißen werden? Ich glaube es nicht.
Dies wird behauptet, damit das Unterdrückungssystem nicht instabil
wird.
Heute wollen wir den Griechen sagen und
sie zwingen, das zu tun, was wir, die EU, die Weltwirtschaft, für
richtig halten, sonst bekommen sie keine Existenzsicherung (darum
geht es ja). Die Bedingungen seien halt so, man müsse so und so
handeln, die Marktgesetze, wirtschaftlichen Zusammenhänge ließen
nichts anderes zu. Die Unterwerfung dieses Volkes steht kurz bevor.
Wer kommt als nächstes dran? Man möge bloß nicht glauben, dass wir
verschont sind. Aber wo sind die Machthaber. Sind sie lokal zu
verorten. Oder global verteilt am Werk. Oder sind wir es selbst, die
dieses Unglück inszenieren?
Eigentlich sind bGE-Kritiker und
Unternehmer-Skeptiker Unterstützer dieser herrschenden Ideologie.
Denn sie behaupten, eine freie, aus eigenem Antrieb gemeinschaftlich
gestaltete Welt würde es nicht geben können. Da wäre der Egoismus
der Menschen davor. Der Schritt d a n n aber, weil es eben nicht
anders geht, durch totalitäre Strukturen, von oben her, mit "sanfter
Gewalt" wieder für Ordnung zu sorgen, ist nicht weit. Und so
schließt sich der Kreis des Unveränderlichen. Zumindest für die,
die keine freien und sozial veranlagte Menschen sich denken können,
die eine funktionierende Gesellschaft ermöglichen würden.