Sonntag, 17. Januar 2010

Teure existensichernde Faktoren - Nicht alles über Produktion regelbar

Auch wenn ich jetzt das Grundeinkommen hätte, also sagen wir mal 800 Euro, könnte ich nicht unabhängig vom Staat leben. Diese Erkenntnis eröffnet sich erst in dem Moment, wo man den Nominalbetrag von 800 Euro, die Geldscheine, in das umdenkt, was man zum Leben braucht. Das Realeinkommen ist für 800 Euro nicht zu haben.

Grundeinkommen bezieht sich auf Existenzsicherung. Existenzsicherung wiederum bezieht sich zuallererst auf deren physischen Aspekt. 4 Faktoren markieren die physische Existenzsicherung: Nahrung, Kleidung, Wohnen, und Energie. Der beschriebene Produktivitätsüberfluss bezieht sich ausschließlich auf die Aspekte "Nahrung" und "Kleidung". In den Bereichen Energie und Wohnen gibt es überhaupt keinen Produktivitätsüberfluss. Ja da ist schon die gewählte Begrifflichkeit falsch. Bei Wohnraum und Energie handelt es sich um knappe Güter, die man nicht so mirnichtsdirnichts herstellen kann.  Der Wohnraum ist seit Jahren überteuert und in den begehrten Gegenden knapp. Energie verteuert sich ebenfalls ständig. Unter diesem Aspekt wäre ein Grundeinkommen, (egal wie hoch?), nicht ausreichend. Denn etwas das existenziell notwendig, aber knapp ist, kann es nicht preiswert für alle geben. Aber vielleicht kann man diese Probleme auch lösen. Jedenfalls müssen sie angesprochen werden. Und das versuche ich hier gerade.  - Wie könnten die Lösungen für den existenzsichernden Faktor "Wohnen" aussehen?

Wohnen muß für die Bevölkerung preiswert angeboten sein! Sonst macht Grundeinkommen keinen Sinn. Der Eigentum an Grund und Boden sollte nicht in Privatbesitz sondern Gemeineigentum sein.  Die Mieten für Wohnraum sollten weitestgehend ohne Zinsbelastungen auskommen, dann sind sie auch günstig. Architekten, Bauherren und Geldgeber sind aufgefordert, Herbergen, Behausungen zu günstigsten Preisen zu schaffen, bis zu kostenlosem Wohnraum. Nur wenn "Wohnen" genauso preiswert wird, wie Nahrung und Kleidung, macht Grundeinkommen einen Sinn.

Ähnliche Überlegungen gelten für den existenzsichernden Faktor "Energie": Teure oder überteuerte Energie konterkariert den Grundeinkommensgedanken. Auch dieses knappe Gut sollte sich in Gemeineigentum befinden. Bei sparsamem Umgang sollte preiswerte Energie möglich sein. So lößt sich die Grundeinkommensidee erstmal in Ernüchterung auf, sobald man die Geldscheine in reale Existenzsicherung umsetzen möchte. Der Aspekt der realen Verfügbarkeit existenzsichernder Faktoren sollte in der Grundeinkommensdiskussion noch stärker in den Fokus der Betrachtung rücken.  

Ich werde mich im Rahmen meiner Möglichkeiten dafür einsetzen, dass preiswerter Wohnraum geschaffen wird. Vielleicht könnten das alle Grundeinkommens-BefürworterInnen auch tun.